Bericht von einer Fahrt auf der Elbchaussee mit dem Rad

Es ist Freitag, 14:30 Uhr. Ich befinde mich am Rödingsmarkt, habe meine Arbeit in der Stadt für diese Woche erledigt und trete nun den Heimweg nach Blankenese an – mit dem Rad. Nein, auch Radfahrer können ihre Arbeitszeiten nicht immer frei aussuchen, um z.B. antizyklisch die Rushhour zu vermeiden. Das Wetter ist freundlich und frühlingshaft, fast schon zu warm für Ende März.

 

Die einfachste und schönste Route würde mich immer an der Elbe entlang bis an mein ziel führen. Aufgrund des guten Wetters und des beginnenden Wochenendes ist jedoch abzusehen, dass in Övelgönne viele Besucher auf dem schmalen Fußweg unterwegs sein werden, viele möchten heute verständlicherweise die Frühlingssonne und die gute Luft am Wasser genießen.

Ich entscheide mich dagegen, mich dort fahrradschiebend einzureihen (mir geht es eher darum, frühzeitig anzukommen) und wähle die Route über die Elbchaussee. Das heißt allerdings konkret, dass ich bereits am Fischmarkt das Elbufer verlassen muss, und über Breite Straße/Pallmaille den Weg nach oben antrete.

 

Der Radweg endet wenige Dutzend meter nach dem Fischmarkt, und ich wechsele auf die hier zweispurige Fahrbahn. Es geht kräftig bergauf, entsprechend langsam bin ich im Vergleich zum motorisierten Verkehr. Es stellt sich ein latent unsicheres Gefühl ein, denn ich bin leicht am Schlingern und kann nicht sehen, ob die Autos hinter mir auf die linke Spur wechseln oder sich ohne Spurwechsel an mir vorbeidrängen wollen. Ich habe Glück, denn wegen einer Baustelle fließt auch der Autoverkehr nicht so schnell wie sonst an dieser Stelle und reiht sich in die linke Spur ein.

An der Baustelle erwische ich eine Lücke wechsele ebenfalls nach links. Hinter mir staut es sich kurzzeitig, dann haben wir wieder zwei Spuren, und der Berg ist auch geschafft. Allerdings stehen vor der Kreuzung Max-Brauer-Allee die Autos im Stau – und somit auch die Radfahrer. Mehrere Ampelphasen dauert es, bis ich die Kreuzung passieren kann. Die heißen Abgase, in denen ich stehe, nerven. Im Schneckentempo geht es weiter, bis der Verkehr nach dem Nadelöhr Klopstockstraße wieder zu fließen beginnt.

 

Auf dem ersten Stück der Elbchaussee wird mal zweispurig, mal einspurig gefahren. Manche Autofahrer können sich nicht recht entscheiden und pendeln von rechts nach links und wieder in die Mitte. Einer hat sich entschieden, rechts zu fahren und dort auch zu bleiben, während er mich überholt. Den Abstand schätze ich auf 80 cm, vielen Dank! Die linke Spur wäre gerade frei gewesen.

 

Plötzlich hupt es direkt hinter mir. Es klingt, als ob sich die Hupe direkt an meinem Ohr befindet. Offenbar bin ich gar nicht gemeint, da zicken sich nur zwei Autofahrer an. Trotzdem falle ich vor Schreck fast vom Rad, und in meinen Ohren klingelt es noch eine Weile.

 

Vor dem Hohenzollernring ballt es sich wieder. Ich fahre so lange rechts, bis die rechte Spur zur Abbiegespur wird. Leider will mich der Fahrer links hinter mir nicht einscheren lassen und gibt noch mal schnell Gas, um die eben noch vorhandene Lücke zu schließen. Mit einem energisch-zackigen Schwenk gelingt mir anschließend der Wechsel auf die Geradeaus-Spur.

 

Der nächste Stau entsteht kurz vor Övelgönne. Vermutlich suchen hier Leute nach nicht vorhandenen Parkplätzen. Gäbe es einen Radweg, könnte ich bequem und zügig vorbeiziehen. So aber kriechen alle gemeinsam mit 10 km/h voran. 

Durch auf der Fahrbahn parkende Fahrzeuge ist es hier so eng, dass Rad- und motorisierter Verkehr nicht nebeneinander fahren können. Als die Straße wieder breiter wird, gibt der Autofahrer, der mich nun endlich überholen kann, ordentlich Gas und lässt seinen Motor dabei geräuschvoll aufheulen. 50 Meter weiter überhole ich ihn wieder. Man merkt, dass viele gestresst sind, weil sie nicht so schnell ins Wochenende gelangen wie erhofft.

 

Wieder hupt jemand, diesmal bin ich nicht so schreckhaft. Dennoch habe ich die Nase gestrichen voll, als ich den Halbmondsweg erreiche. Ich verzichte auf den Rest der Elbchausse und biege nach links ab, wo es auf dem Övelgönner Hohlweg steil bergab zur Elbe geht. Sobald ich von der Straße runter bin, schnaufe ich einmal tief durch. Schweiß rinnt mir über die Stirn. Warum bin ich eigentlich so schnell getreten (abgesehen von den Staus)? Vermutlich unbewusst, um im Verkehr mit zu schwimmen und die Geschwindigkeitsdifferenz zwischen den Autos und mir möglichst gering zu halten.

 

Den Rest der Strecke kann ich wunderbar am Elbuferweg fortsetzen; Abgase, Lärm und Hektik sind passé. Trotzdem ist das Erste, was ich von meiner Familie höre, als ich zuhause bin: „Ist was mit dir? Wieso bist du denn so gestresst heute?“